©Burkhard Bartel
Wochenspruch: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. (Psalm 66, 20)
Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freunde und Interessierte unserer Gemeinde! Der heutige fünfte Sonntag nach Ostern trägt im liturgischen Kalender die Bezeichnung „Rogate“ (lat. = betet!). Ich lade Sie ein, dass Sie, wo immer Sie sich auch aufhalten und wo immer Sie gerade auf Ihrer Lebensreise sind, sich einige Momente der persönlichen Andacht an diesem Sonntag zu gönnen. Dazu habe ich für Sie ein Gottesdienstmanuskript vorbereitet. Ich ermutige Sie, diesen Gottesdienst allein oder mit den Menschen, mit denen Sie zusammenleben, zu feiern. Nehmen Sie sich Zeit. Schalten Sie ab von dem, was hinter Ihnen liegt und Sie gedanklich beschäftigt. Lassen Sie die Gedanken an die Zukunft jetzt einmal ruhen. Seien Sie im Hier und Jetzt mit Ihren Gedanken und mit Ihrem Herzen. So verbinden und treffen wir uns auch als Gemeinde mit unseren Herzen. Das Manuskript enthält einen Ablauf mit Eröffnung, Gebeten und Kirchenliedern, die Khun Nice für uns instrumental eingespielt hat. Dafür danke ich ihm sehr herzlich! Bitte klicken Sie an den jeweiligen Stellen auf den Link, der Sie zu der Liedmelodie führt. Unter dem Link sind die Texte der Lieder mit abgedruckt, so dass Sie, wenn Sie möchten, auch mitsingen können. Am Anfang und am Ende gibt es jeweils Links zu YouTube Videos mit Musik. Ich wünsche Ihnen nun eine erfüllte und zufriedene Gebetszeit. Im Namen Gottes, des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes sind wir mit unseren Herzen verbunden. Geben Sie bitte in Ihren Gedanken einen Herzengruß weiter an einen lieben Menschen, an den Sie in diesem Augenblick denken und dem Sie sich nahe fühlen.
Befiehl Du Deine Wege als musikalische Einstimmung „Through music we are connected, despite the challenges ahead of us; we may be apart from each other, but we are connected through music.“ Bachfest Malaysia.
Einstimmung und Meditation: Eine rabbinische Erzählung geht so: Der Betende klagt im 109. Psalm, dass bei ihm alles schief geht und er nur Schlimmes durchmacht. Bei all seiner Enttäuschung sagt er: „Ich aber bin Gebet.“ Dazu bemerkt ein jüdischer Rabbiner: „Das ist, wie wenn ein Armer drei Tage nichts gegessen hat und seine Kleider sind zerlumpt und so erscheint er vor dem König – braucht der noch zu sagen, was er begehrt?“ So steht er vor Gott, er selber als Gebet. Nach Martin Buber, Erzählungen der Chassidim, Zürich 1949, S. 750.
Lied: 611 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe (hallelujah) Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst damit ich frei bin (hallelujah) Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde In allen Straßen und Häusern Die Menschen werden singen Bis das Lied zu Himmel steigt Ehre sei Gott und den Menschen Frieden Ehre sei Gott und den Menschen Frieden Ehre sei Gott und den Menschen Frieden Frieden auf Erden
Psalm 95 (kann zu zweit auch im Wechsel der Verse gelesen werden!) 1 Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken und jauchzen dem Hort unsres Heils! 2 Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! 3 Denn der HERR ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter. 4 Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde, und die Höhen der Berge sind auch sein. 5 Denn sein ist das Meer, und er hat’s gemacht, und seine Hände haben das Trockene bereitet. 6 Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat. 7 Denn er ist unser Gott
Gebet: Gott, Befreie mich aus der Enge meiner Gedanken und führe mich in die Weite Deiner Zuwendung. Trockne die Tränen meiner Enttäuschungen und wandle sie in Freude! Ermutige mich aufzustehen und auf neuen Wegen zu gehen. Berühre mein Herz mit Deinem Geist und erfülle es mit Staunen. Herr, erbarme dich. Kyrie eleison.
Lied: 589 Meine engen Grenzen Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich! (2x)
Lesung aus dem Lukas-Evangelium 11, 5-10 Der bittende Freund 5 Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. ©Burkhard Bartel Meditation zum Thema Gebet „Ich aber bin Gebet“ Wenn ich bete, dann ergeht es mir häufig so, wie wenn ich mit meiner hochbetagten Mutter in Deutschland telefoniere. Manchmal muss ich laut sprechen und Worte und Satzteile mehrmals wiederholen, dass sie mich versteht, manchmal brauche ich auch nichts sagen und kann einfach nur meinen Atem sprechen lassen und ich spüre, dass sie spürt, was ich meine oder fühle und umgekehrt. Manchmal sind es auch Wortsalate und wir beenden das Gespräch mit einem leeren und unerfüllten Gefühl. Und manchmal muss ich auch gar keinen Hörer in die Hand nehmen und brauche keine Nummer wählen – und trotzdem fließt Energie. Manchmal fällt es mir leicht zu beten, manchmal fühlt es sich sehr schwer an, manchmal zweifle ich auch an meinem Gebet, und manchmal spüre ich im Moment des Betens eine Befreiung von innen heraus. Ich spüre, dass sich etwas in meinem Kopf und in meinem Herzen löst. Unerwartet. Manchmal vergesse ich auch mein Gebet oder nehme mir selbst keine Zeit, keine Ruhe, keine Gelassenheit. Manchmal kann ich nicht loslassen und die Affen tanzen in meinem Kopf. Für mich gibt es keine richtige oder falsche Gebetshaltung. Ich kann liegen, stehen, sitzen, knien oder tanzen und Vieles mehr. Wichtig ist für mich, dass meine körperliche und innere Haltung stimmig ausdrücken, was ich im Moment des Betens empfinde. Ich glaube nicht, dass Gebete eine Situation „einfach“ zum Guten verändern oder Schreckliches verhindern. Aber in extremen Situationen bete ich gerne. Es beruhigt mich dann. Es gibt mir in der bedrohlichen Situation Luft zum Ein- und Ausatmen. Es gibt mir Zeit zum Nachdenken und Ruhigwerden. Das tut gut. Das ist in dem Moment not-wendig! Doch das Gebet ist kein frommer Wunschzettel und auch keine Zauberformel. Gebet ist für mich die eigene ganzheitliche Auseinandersetzung mit dem, was mich im Herzen bewegt und berührt. Die Bilder von Leichenbergen in Bergamo und New York und auch die Berichte von Kindern in den Flüchtlingslagern rund um das Mittelmeer und sonst wo auf der Welt nehmen mir die Luft zum Atmen. Sie machen mich sprachlos. Die Textil- und Migrationsarbeiter hier in asiatischen Ländern, die in dieser Krise ihre Jobs verlieren, bewegen mich mit heilloser Traurigkeit. Für sie ist Covid 19 das geringere Problem. Es ist ein Kampf um das tägliche Überleben. In diesen Situationen werden Menschen zum Gebet. Das Gebet ist ein Kampf mit Gott. Und ich bin sicher: das Gebet ist auch ein Kampf Gottes mit mir. Ich denke dabei an die biblische Erzählung von Jakob, der in der Nacht bei der Rückkehr in seine Heimat mit einem Unbekannten kämpft. Es ist für Jakob ein Kampf auf Leben und Tod. Für Jakob geht der nächtliche Kampf gut aus. Aber Jakob gibt sein Letztes. Er geht gezeichnet und gesegnet der aufgehenden Sonne entgegen. (vgl. Genesis 32) Ich erinnere mich dankbar daran, dass viele Menschen mir in meiner Krankheit Mut und Kraft zugesprochen und gesagt haben: „Ich schließe Dich in meine Gebete ein.“ Das tat sehr gut – nicht, weil ich davon ausgehen konnte, dass dann alles gut geht. Aber es tat gut, weil ich ihre Energie spürte und die guten Gedanken, die mich mutig und stark machten, um selber wieder auf die Beine zu kommen. Das Gebet ist segenserfüllte Energie! Der Psalmbeter sagt: Ich bin Gebet! Gebet mit Haut und Haaren, Herz und Seele. Ich selbst als Mensch bin Gebet. Ich selbst stehe da mit leeren Händen vor Gott. Möge er meine Hände und mein Herz füllen mit Segen. Amen – So sei es.
Lied: 382 Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr! Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott. der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm du mir entgegen. ©Burkhard Bartel Gebetsmeditation über das Vater Unser Vater unser. Du bist unser Vater, dir verdanken wir unser Leben. Dir sagen wir, worauf wir hoffen, wonach wir uns sehen, wovor wir uns fürchten. Geheiligt werde dein Name. Wir hoffen darauf, dass deine Liebe die Welt verwandelt. Verwandle uns, damit wir deine Liebe zeigen. Dein Reich komme. Wir sehnen uns danach, dass sich Gerechtigkeit und Frieden küssen. Schaffe deinem Frieden Raum, damit die Sanftmütigen das Erdreich besitzen. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Wir fürchten uns davor, dass Leid und Krankheit kein Ende haben. Heile die Kranken und behüte die Leidenden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Nicht nur uns, auch denen, die verzweifelt nach Hilfe rufen, die vor den Trümmern ihres Lebens stehen und die sich vor der Zukunft fürchten. Du bist die Quelle des Lebens, verbanne den Hunger. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Öffne unsere harten Herzen für die Vergebung. Öffne die Fäuste der Gewalttäter für die Sanftmut. Lenke unsere Füße auf den Weg des Friedens. Versöhne uns und alle Welt. Führe uns nicht in Versuchung. Dein Wort ist das Leben. Bewahre unsere Herzen vor Neid, Gier und Hochmut. Halte uns ab von Hass und Gewalttätigkeit. Bewahre uns vor den falschen Wegen! Erlöse uns von dem Bösen Öffne unsere Augen, damit wir das Böse erkennen. Lass uns dem Bösen widerstehen und befreie alle, die in der Gewalt des Bösen gefangen sind. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Du rufst uns beim Namen. Du siehst uns – wo wir auch sind, am Küchentisch, in der Kirchenbank, in unseren Kammern. Bei dir schweigen Angst und Schmerz. Auf dich hoffen wir heute und alle Tage. In Jesu Namen vertrauen wir uns dir an. Amen
Lied 188: Vater unser, Vater im Himmel Vater unser, Vater im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe. Geheiligt werde dein Name. Wie im Himmel, so auch auf Erden. Geheiligt werde dein Name. Unser täglich Brot, Herr, gib uns heute. Geheiligt werde dein Name. Und vergib uns unsere Schuld. Geheiligt werde dein Name. Wie auch wir vergeben unseren Schuldnern. Geheiligt werde dein Name. Und führ uns, Herr, nicht in Versuchung. Geheiligt werde dein Name. Sondern erlöse uns von dem Bösen. Geheiligt werde dein Name. Denn dein ist das Reich und die Kraft. Geheiligt werde dein Name. Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Geheiligt werde dein Name.
SEGEN
Der Herr segne und behüte Dich. Er lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Frieden.
Musikalischer Segensgruß: Möge die Straße uns zusammenführen ©Burkhard Bartel |