Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freunde und Interessierte unserer Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser,ich grüße Sie sehr herzlich zum Advent aus unserer Gemeinde in Bangkok!
AndachtIm Psalm 126 heißt es: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan. Der Herr hat Großes an uns getan: des sind wir fröhlich.“ In einer modernen Übersetzung dieses Psalms heißt es dazu zusammenfassend: „Vergnügt, erlöst, befreit“. Dieser verdichtete Dreiklang bringt auf den Punkt, was mich im Advent aus tiefstem Herzen bewegt: Freude, Erleichterung, Freiheit – Veränderung. Freude darüber, dass trotz der vielen unendlich traurigen Nachrichten, die wir im persönlichen wie auch öffentlichen Leben häufig mitbekommen, Gott sei Dank, auch eine unendlich starke Segenskraft in uns Menschen keimt: Hoffnung auf Veränderung. Hoffnung, dass Streit und Zank überwunden werden. Hoffnung, dass Krankheit und Trauer bewältigt werden. Hoffnung, dass diese Erde eine Zukunft hat für unsere Kinder und Kindeskinder. Hoffnung, dass wir uns versöhnt mit allen Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Glaubens die Hände reichen können. Erlöst – das bedeutet, dass die Fesseln des Lebens zerreißen. Lebensbrüche, Abhängigkeiten, Sucht- und Machtstrukturen. Was uns bewusst oder unbewusst schwer auf dem Herzen oder der Seele liegt, öffnet sich. Was in meinem Leben und Alltag verkrampft oder erstarrt ist, kann sich lösen und mich entlasten. Auch die Adventszeit kann zu einem Krampf verkommen. Da kann es beispielsweise erlösend und erleichternd sein, wenn der Advent einmal bewusst ganz anders und neu wahrgenommen und gefeiert wird. Gott selbst geht zu Weihnachten neue Wege. Er wird Mensch. Nicht in einem Palast, sondern unterwegs in der Stallhütte einer ärmlichen Bauernsiedlung kommt er zur Welt. Ich möchte Mut machen, sich ruhig mal auf neue Wahrnehmungen der Adventszeit einzulassen. Und neu anzufangen im Advent. Schließlich beginnt mit dem Advent ein neues Kirchenjahr. Advent macht uns neu! Denn Gott geht uns unter die Haut – er selbst wird einer von uns – das ist so leicht gesagt, aber ungleich schwerer zu begreifen: für mich am besten zu begreifen mit dem Wort Befreiung. Ich selbst werde frei, Mensch zu sein. Ich brauche nicht darauf zu schauen, wie ich Gott gefällig bin, weil Gott schon längst mein Bruder und meine Schwester ist. Ich brauche nicht mehr sein zu wollen als ich bin – ich kann zufrieden, mit mir im Reinen, mir selbst treu sein, weil Gott sein JA zum Menschsein spricht und lebt. „Vergnügt, erlöst, befreit!“ Wer das spürt, der spürt Gott. Der ist vergnügt, erlöst, befreit. Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben einen gesegneten, einen frohen Advent! Amen. Pfr. Carsten Körber
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